Tag 7 - Surfing in Aaaalgaarveeee

Der erste Morgen in der Algarve war einfach fantastisch, denn es war Zeit für Yoga auf der Terrasse des Hostels.
Morgendlicher Orangenblütenduft, die aufgehende Sonne, Vogelgezwitscher, kreischende Möwen sowie Meeresrauschen aus der Ferne hatten etwas Magisches an sich.
Während ich auf meiner Matte praktizierte, kam mir wieder mein Ursprungsgedanke von vor einigen Monaten in den Sinn:

'Einfach mal Yogalehrerin an der Algarve sein und bestenfalls noch verbunden mit Surfen'

Ich ließ den Gedanken so stehen und beobachtete die Kritikerin in mir. Denn ganz gezielt kamen Fragen auf, ob das ausreichend sein könnte.
Statt den ganzen inneren Fragen am frühen Morgen mehr Raum zu geben, holte ich mich wieder in die Bewegung auf die Matte zurück - Schritt für Schritt, um wieder aus den Gedanken in das Hier und Jetzt zu kommen.
Gelang mir zum Glück auch, denn im Moment waren Gedanken weder an die alte noch an eine zukünftige Arbeit relevant - einfach Sein und meiner inneren Freude folgen, waren meine Tagesziele :-)

Zusammen mit Jane ging ich zum Treffpunkt für den Surfkurs und dort traf ich auf Alene aus Deutschland. Wir kamen ins Gespräch, wie lange wir schon in Portugal wären und wie oft wir schon surfen waren - Neulinge, Newbies waren wohl die meisten.

Alene erzählte mir, dass sie gerade den Portugiesischen Jakobsweg gepilgert ist. Eine Frage, die recht schnell gestellt wird, wenn es um den Jakobsweg geht: Gibt es einen bestimmten Grund für dich? Und ja, diesen gab es für sie. Vor kurzem erst, hatten ihr Mann und sie sich nach über 17 Jahre Beziehung getrennt. Beide hatten sich zu Schulzeiten kennengelernt und hatten mit Mitte 20 geheiratet. Für Alene war es in diesem Falle auch der erste Urlaub alleine.

Es durfte sich im Verlaufe meiner Reise häufiger heraus stellen, dass es viele Frauen gibt, die in diesem Jahr die Erfahrung machen, das erste Mal allein zu reisen.

Nach dem der Van fürs Surfen mit allen wichtigen Dingen verladen war, ging es los in Richtung Strand. Und mit Starten des Motors schallte uns Jack Johnson mit 'Better Together' entgegen, passend zum Surf-Feeling. Passend auch für Alene ein paar Tränen fließen zu lassen, denn dieser Song erinnerte sie an ihre vergangene Beziehung.

Etwas unbeholfen und fast selbst zu Tränen berührt, meinte ich zu ihr, das ist voll okay, Gefühle dürfen sein und Musik kann uns im Angenehmen sowie weniger Angenehmen berühren.

Kurze Zeit später lachte sie auch wieder neben mir - bevor die Wellen des Atlantiks uns überkamen, gab es Gefühlswellen.

So oft liegen Gefühle nah beieinander, vermischen sich...

Schon nach dem Aussteigen meinte Alene:
'Mensch, unser Surflehrer ist aber ein Schnuckelchen'

Ich lachte, da ich sah, dass dieser auch gerade Oberkörperfrei mit seinem Neopren-Anzug da stand und sich vorbereitete. Dabei entsprach er ein wenig dem generalisierten Bild eines Surf-Lehrers - sonnengebräunte Haut, trainierte Muskulatur des Oberkröpers und der Arme - mehr Beschreibungen lasse ich mal.

Bevor es dann für uns mit dem Board dann das erste Mal ins Wasser ging, gab es eine Aufwärmrunde und mehrmaliges Üben der einzelnen Positionen auf dem Board - bis zum eigentlichen Stehen auf diesem.

Zunächst in den recht kühlen Atlantik zu gehen, war etwas Überwindung, aber dank des Neopren-Anzugs doch gut auszuhalten. Tolle Erfindung!!!

Wir werden noch nach aktuellen Surf-Tagen unterteilt und dann kann jede*r von uns immer mal wieder dank eines kleinen Schubsers von unserer Surflehrerin Katha auch mal ne Welle mitnehmen - surfen im Stehen wäre zu viel des Gutes!

Es entstehen immer wieder für mich amüsante Situationen, wo ich zwar aufstehen, den Pop-Up, machen möchte, aber einfach in der 1. Position, dem in der Yoga-Sprache, nach oben schauenden Hund, hängen bleibe und dennoch von der Welle geschoben werde. Einfach ein geniales Gefühl!!!

Zur Mittagszeit geht es dann an einen anderen Strand, wo die Wellen für Anfänger am Nachmittag etwas besser sind. Hier am Atlantik gibt es ebenfalls Gezeiten, die fürs Surfen maßgeblich sind - wo am besten, wie hoch, in welcher Struktur, Abfolge... schon auch ne kleine Wissenschaft für sich :-)

Mit der Buchung des Kurses gibt es ein leckeres Lunch-Essen mit Gemüse etc. - endlich, was für den Gemüse-Junkie in mir. Und noch Kekse!!!

Perfekter Tag bisher!

Wir genießen alle gemeinsam die Pause, denn der Vormittag war schon kröperlich anstrengend. Am Nachmittag zeigen sich auch dann prompt die ersten kurzen Erfolge halb schräg oder für Millisekunden auf dem Board zu stehen. Ebenfalls lernen wir auch für uns zu beobachten, ob für uns eine geeignete Welle heran rollt bzw. bekommen wir gerne das 'Paddle, Paddle, Paddle' entgegen gerufen.

Boah geht das in die Arme und macht gleichzeitig so viel Spaß!!!

Ich genieße es im Wasser und auf dem Wasser zu sein - es ist immer wieder mein Element, auch wenn es mich gerne mal heraus fordert. Denn Angst vor der Tiefe oder Gewässern, wo ich nicht zum Grund schauen kann, hab ich schon immer mal wieder. Wohl einfach gesunden Respekt davor, dass Wasser - in seinen verschiedenen Formen, einfach eine Naturgewalt ist.

Unsere Surflehrer*innen machen uns noch auf den Paella-Abend im Surf-Experience Hostel aufmerksam und Alene sowie ich sagen gerne zu. Denn auch wenn wir in Portugal sind, so wenig hab ich bisher eine spanische Paella gegessen.

Also am Nachmittag ausruhen, frisch machen, nach all dem Salzwasser und dann auf zur Paella!

Der Abend war geprägt von einer Erklärung ins Schach spielen - durch Pavel aus Polen, vielen leckeren Tapas wie Oliven verschiedener Sorten, gesalzenen Mandeln, Pinienkernen, Salaten aus Spinatblättern, Tomaten und einer wirklich schmackhaften Paella sowie einem Nachtisch...

Ordentlich geflirtet wurde auch unter den Salzwasser-Menschen, was mir gefiel - mit Leichtigkeit und Genuss die gemeinsame Zeit genießen!

Mit vielen wundervollen Eindrücken ging es für mich gegen 23 Uhr ins Bett - allein ;-) Schelm, Schelmin, wer anderes gedacht hat ;-P

Zurück
Zurück

Tag 8 & 9 - Wandertag & Surfen

Weiter
Weiter

Tag 6 - Endlich Algarve