Tag 6 - Endlich Algarve

Wie schon vermutet, war Sevilla ein sehr kurzes Vergnügen und die Nacht zum Glück besser als erwartet.

Es ging schon früh weiter mit dem Flixbus nach Lagos.

In Richtung Algarve sind Bahnverbindungen etwas spärlicher gesät.

Auf der Fahrt kommen wir an sogenannten 'Mar del Plastico' vorbei.

Das sind Gewächshäuser, welche mit weißen Planen abgedeckt sind. In dieser Region rund um Huelva hält es sich noch zum Teil mit grünen Flecken zwischendrin in Grenzen. Wer gerne über Google Maps, Satellitenbild, mehr sehen möchte - A-7 von Almeria über El Ejido nach Malaga zeigt ein über tausend Quadratmeter großes karges Land mit Plastikplanen.

Ein Großteil des hier angebauten Obst und Gemüses gelangt in den Export und landet auch bei uns im Winter in den Supermärkten, wo an sich noch keine Saison für ne Erdbeere oder Heidelbeere wäre.

Ziemlich komplexes Thema und sicherlich bei der einen oder dem anderen, auch immer mal wieder Thema in der Familie oder unter Freunden.

Na gut, zurück zum Flixbus, der irgendwann auch mal dieses Plastik-Meer hinter sich lässt und wir zur Mittagszeit in Lagos landen.

Bin ich froh, endlich am eigentlichen Ziel angekommen zu sein - Algarve (Portugal)!

Und was soll ich sagen, sie hat mich verzaubert. Schon allein das Hostel 'Orange 3' - mit dem Duft von Orangenblüten in der Luft - ein Traum!!!

Möchte für Berlin auch einen blühenden Orangenbaum ;-) Hat mich ein wenig an Ylang Ylang erinnert.

Der Ort, mit seinen steinernden, mit Palmen und Orangenbäumen versehenen Innenhof, hatte für mich etwas Paradiesisches!

Zumal auch die Sonne schien, 22 Grad, blauer Himmel und fußläufig sich ein weiter Ozean auftat.

Meine Sachen im Hostel abgeworfen, schaute ich mir zunächst die kleine Innenstadt von Lagos an.

Diese verwinkelten, kleinen Gassen, links und rechts Geschäfte, Restaurants, Bars und Cafés, hell bis weiß gestrichene Häuser, viele mit bunten Kacheln - das lädt ein zu verweilen und die Farben, das Licht und die damit verbundene Helligkeit, die nach einem dunkleren Winter, so gut tut, zu genießen.

Mich hat diese sommerliche Stimmung in der Weise ergriffen, dass ich mir erstmal ein Sommerkleid gekauft habe. Denn ich hatte in weiser Voraussicht, noch sehr viele Kilometer mit meinem Gepäck wandern zu dürfen, keines eingepackt. Aber das Gewicht meines Rucksackes wird mich noch häufiger beschäftigen ;-)

Das Leben genießend und schon im neuen Sommerkleid in Schale geschmissen, schlenderte ich durch die Gassen. In einem kleinen Café angekommen, bestellte ich das Mittagessen und saß draußen. Ein Gefühl von Angekommen sein, entstand langsam. Denn immer nur überall zur Durchreise vorher gewesen zu sein, war auch stressig für mich. Umso schöner jetzt zu wissen, hier in Lagos 3 Nächte zu sein.

Für die Algarve ist surfen eine beliebte Sache und wieder im Hostel angekommen, fragte ich nach, ob für den nächsten Tag noch bei einer der Surf-Schulen Platz wäre. Und Ta-da, es gab noch einen freien Platz! Voller Vorfreude unterhielt ich mich mit meiner Bettnachbarin über mein morgiges 1. Mal surfen. Etwas zum ersten Mal zu tun, hat immer auch etwas Spannendes für sich. Jane, Anfang 20, kam aus Großbritannien und hatte jetzt die letzten 2 Wochen ihre Eltern in Portugal besucht. Diese sind zu ihrer Rente jetzt in den Norden Portugals gezogen, etwas ländlicher und sie genoss es. Schwärmte sichtlich von der Zeit und überlegte sich, ebenfalls für morgen das erste Mal surfen für den Kurs anzumelden.

Unser Gespräch wurde recht schnell etwas tiefgründiger. Darüber wie wichtig ihr Zeit für sich alleine ist und sie daraus für sich viel Kraft zieht, gerade, wenn sie auch in einer etwas größeren Gruppe unterwegs war. Für sie stellt es schon eine gewisse Selbstverständichkeit dar, ihre eigenen Grenzen zu ziehen und den Rückzug als Energiequelle zu haben. Es war wundervoll, dass sie dies schon in so jungen Jahren für sich erkannte und umsetzte.

In ihrem Alter hatte ich dies weniger für mich erkannt. Wenn ich mehrere Tage mit einer größeren Gruppe von Freund*innen unterwegs war, dann fiel es mir schwer anzuerkennen, dass ich einfach durch die vielen Eindrücke, Emotionen sowie eigener körperlicher Anstrengung (Wandern, Snow boarden etc.) viel schneller meine Ruhe benötigte, um Kraft für den nächsten Tag wieder zu haben. Es war ein langer Lernprozess, nach und nach auch anzuerkennen, dass meine Freund*innen mich nicht gleich aus ihrem Kreis raus schmeißen würden, nur weil ich dieser Hinsicht etwas anders war und nicht noch die Nacht durch machen konnte.

Jane und ich sprachen auch in diesem Zusammenhang, wie wichtig es ist, eigene Bedürfnisse zu erkennen und Wege zu finden, diese für den Alltag, das eigene Leben umzusetzen - diesen Raum und Zeit zu geben. Und auch bestimmte Dinge nicht immer auf später zu verschieben. Ist ein Wunsch für Änderung / Veränderung groß genug, diesem auch zu folgen.

Und so entschied sich auch Jane am nächsten Tag surfen für sich auszuprobieren. Cool! Ich freute mich sehr auch für sie, eine neue Erfahrung machen zu wollen. Schließlich ist es immer wieder der nächste Schritt raus aus der Komfortzone.

Nach einem abendlichen Spaziergang ging ich früh ins Bett, denn ich wollte für den Surf-Tag ausgeschlafen und voll Energie sein!

Schlaf - wie wertvoll dieser sein kann!

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Tag 7 - Surfing in Aaaalgaarveeee

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Tag 5 - Ohne schuhe in der bahn